Viele betrachten eine LoRaWAN-Inbetriebnahme nach dem Motto „Gateway montieren – fertig“. Tatsächlich bestimmt jedoch die Antenne das Funkabdeckungsgebiet und entscheidet, ob Zähler am Rand einer Wohnsiedlung oder im Kellerschacht einer Heizzentrale zuverlässig Daten senden. Eine sauber abgestimmte Antenne erweitert die Projektreichweite, reduziert die Anzahl benötigter Gateways, senkt den Energieverbrauch der Endgeräte und hält die Paketverlustrate selbst im Großstadtdschungel gering.
Wird hingegen der falsche Typ, die falsche Montagehöhe oder ein minderwertiges Kabel gewählt, entstehen „blinde Flecken“: Geräte verlieren Frames, wechseln auf höhere Spreading Factors und entladen ihre Batterien rascher. Die Grundlagen zu beherrschen ist nicht komplizierter als das Auslegen eines Heizkreisverteilers – erforderlich sind ein systematischer Ansatz und einige erprobte Werkzeuge.
Analyse des Funkprofils des Standorts
Zuerst gilt es, das „Ätherbild“ sichtbar zu machen. Eine Vorab-Funkvermessung erfasst das Grundrauschen im 863–870 MHz-Band, kartiert Geländeprofile und dokumentiert Bebauungsdichte samt Baumaterialien. Auf dem Land ist Distanz die größte Hürde, in Städten dominieren Mehrwegeausbreitung und der „Urban Canyon“. Anhand dieser Daten lässt sich entscheiden, ob die Antenne über Firsthöhe ragen muss oder ob eine Mastbefestigung an der Treppenhausschleuse genügt.
Versorger installieren Zähler häufig in unterirdischen Schächten, wo Erdreich und Beton das Signal dämpfen. Für solche Punkte empfiehlt es sich, das Link-Budget mit 10–12 dB Reserve zu kalkulieren und gegebenenfalls Repeater oder Outdoor-Gateways mit Sektorantennen frühzeitig einzuplanen.
Auswahl von Antennentyp und Gewinn
In der Praxis setzen Integratoren meist auf zwei Favoriten: omnidirektionale Stabantennen mit 2–5 dBi für städtische Dächer und gerichtete Panel-Antennen mit 8–10 dBi, wenn ein Funklink über einen Fluss oder ein Industriegebiet gespannt werden soll. Je höher der Gewinn, desto schmaler das Hauptkeulendiagramm – schon kleine Ausrichtungsfehler erzeugen Totzonen direkt unter der Antenne.
Der Gewinn muss zudem rechtlichen Vorgaben entsprechen: In der Ukraine liegt das EIRP-Limit für LoRaWAN bei 25 mW (14 dBm). Wird eine 8 dBi-Antenne eingesetzt, muss der Sender auf 6 dBm herabgeregelt werden, sonst „brüllt“ das Netz und stört benachbarte Betreiber. Ein Teil der Dezibel lässt sich durch hochwertige Koaxialkabel und möglichst wenige Steckverbinder zurückholen, denn jeder N-Stecker „schluckt“ rund 0,3–0,5 dB.
Installation: Höhe, Erdung und Kabel
Die optimale Höhe ist ein Kompromiss: Die Antenne soll Sichtkontakt zu den Endgeräten haben, darf aber ohne normgerechte Blitzschutzanbindung nicht über den Fangeinrichtungen stehen. Auf einem typischen Mehrfamilienhaus genügen 3–4 m über Dach, bei einem ländlichen Wasserwerk sind 8–10 m nötig, um Baumwipfel zu überragen. Eine Mastbefestigung mit Schwingungsdämpfung verhindert, dass Windmikrobewegungen Dichtungen lockern und das VSWR verschlechtern.
Auch das Koaxkabel wirkt wie eine „verdeckte Antenne“. RG-58 ist handlich, verliert jedoch bis zu 0,6 dB pro Meter; bei 20 m halbiert das effektiv den Antennengewinn. LMR-400 oder CNT-400 sparen 4–5 dB ein und verlängern so die Reichweite um 30–40 %. Es ist äußerst ratsam, eine Tropfschlaufe zu legen und Steckverbinder mit Schrumpfschlauch abzudichten: Feuchtigkeit in der Abschirmung vernichtet die dB-Reserven binnen Wochen.
Feintuning und Netzvalidierung
Nach der Montage folgt der Belastungstest: Erzwingen Sie zunächst SF7 auf allen Endgeräten; bleiben die Pakete fehlerfrei, ist der Budget-Puffer ausreichend. Danach sollten Sie schrittweise die Spreading Factors erhöhen und RSSI- sowie SNR-Werte protokollieren, um eine empirische Abdeckungskarte zu erstellen. Moderne Gateways exportieren Logs als Wireshark-PCAPs, die sich bequem in GIS-Systeme einspielen lassen.
Messgeräte im Labor allein reichen nicht; das Funkfeld ist dynamisch. Beobachten Sie das Netz eine ganze Woche lang, um Wetter, Werktage und Laubzyklen zu berücksichtigen. Übersteigt die Frame-Loss-Rate in einem Sektor dauerhaft 5 %, hilft meist ein Mikro-Repeater oder eine Feinjustierung der Adaptive-Data-Rate-Parameter (ADR).
Betrieb: Vorbeugen ist besser als Reparieren
Selbst Premium-Antennen altern: UV-Strahlung versprödet Kunststoffe, Frost-Tau-Zyklen dehnen Dichtungen. Planen Sie deshalb eine jährliche Sichtkontrolle und VSWR-Messung ein – ändert sich das Stehwellenverhältnis um 0,2–0,3, deutet das auf Korrosion oder Haarrisse hin. Für kritische Anlagen, bei denen Zählerausfall Strafen nach sich zieht, lohnt es sich, ein Ersatz-Kit „Antenne + Kabel“ mit vorkonfektionierten Steckern bereitzuhalten.
Auch physische Sicherheit zählt: LoRaWAN-Verkehr ist verschlüsselt, doch eine frei zugängliche Antenne lädt zu Sabotage ein. Nutzen Sie vandalismusgeschützte Gehäuse, sowie Plombenetiketten und überwachen Sie den Äther auf fremde Signale. So bleibt Ihr Netz so robust wie die Versorgungsinfrastruktur, die es stützt – und Energieversorger, Bauträger, Kommunen sowie Wohnungseigentümergemeinschaften erhalten stets verlässliche, zeitnahe Messdaten.