In der heutigen Welt des Fernmonitorings und der intelligenten Infrastruktur reicht ein einzelnes Kommunikationsprotokoll oft nicht mehr aus. Der Wunsch nach höherer Übertragungssicherheit, größerer Reichweite und geringerem Energieverbrauch führt zur zunehmenden Nutzung hybrider Lösungen – also Systeme, die mehrere drahtlose Kommunikationstechnologien miteinander kombinieren. Einer der Hauptakteure auf diesem Gebiet ist LoRaWAN – ein energieeffizientes, weitreichendes Funknetz, das immer häufiger mit Technologien wie Wi-Fi, Zigbee oder NB-IoT kombiniert wird. Doch wann ist diese Kombination tatsächlich sinnvoll?
LoRaWAN als Fundament – was bietet es?
LoRaWAN hat sich als vielseitige Plattform für die Datenübertragung von stromsparenden Geräten etabliert. Besonders geeignet ist es für Wasser-, Gas-, Wärme- und Stromzähler, die an schwer zugänglichen Orten installiert sind – z. B. in Kellern, Schächten oder unterirdischen Versorgungsschächten. In urbanen Umgebungen kann die Reichweite mehrere Kilometer betragen, und die Geräte arbeiten oft über zehn Jahre autonom.
Allerdings gibt es auch Einschränkungen: niedrige Datenübertragungsrate, begrenzte Bandbreite und Anfälligkeit für Funkstörungen in dicht bebauten Gebieten. Hier kommen ergänzende Technologien ins Spiel, die diese Schwächen ausgleichen und die Systeme flexibler und robuster machen.
Wo Wi-Fi nützlich ist: Lokaler Austausch und temporäre Abdeckung
Trotz seines hohen Energieverbrauchs kann Wi-Fi in Systemen von Vorteil sein, in denen Sensoren oder Zähler über Netzstrom versorgt werden. Das trifft vor allem auf Gebäude mit bestehender Wi-Fi-Infrastruktur zu – etwa Wohnanlagen, Bürozentren oder kommunale Einrichtungen. In solchen Fällen kann Wi-Fi als lokales Relais fungieren: Sensordaten werden an den nächsten Router gesendet, der sie anschließend über LoRaWAN oder direkt in die Cloud weiterleitet.
Auch für temporäre Installationen – etwa bei Reparaturen oder Testbetrieben neuer Netzabschnitte – eignet sich Wi-Fi gut. Die Kommunikation kann schnell eingerichtet werden, ohne dass zusätzliche Gateways oder Antennen installiert werden müssen.f
Zigbee: Wenn Netz-Selbstorganisation gefragt ist
Zigbee hat sich in lokalen Netzwerken mit kurzer Reichweite und hoher Interaktion zwischen Geräten bestens bewährt. Im Gegensatz zu LoRaWAN, bei dem jeder Knoten seine Daten direkt an ein Gateway sendet, erlaubt Zigbee eine vermaschte Netzwerktopologie, bei der Geräte Daten gegenseitig weiterleiten. Das ist besonders nützlich für hausinterne Systeme, wie Lichtautomatisierung, Leckageerkennung oder Heizungssteuerung.
Die Kombination von Zigbee und LoRaWAN bietet maximale Flexibilität: Die Daten werden innerhalb des Gebäudes über Zigbee gesammelt und anschließend über ein einziges Gateway via LoRaWAN nach außen übertragen. Diese Lösung reduziert die Last auf externen Übertragungskanälen und erhöht die Zuverlässigkeit in urbanen Gebieten mit dichter Bebauung.
NB-IoT: Mobilfunkstabilität und Tiefenabdeckung
NB-IoT ist eine vergleichsweise junge, aber schnell wachsende Technologie, die auf Mobilfunk basiert. Ihr größter Vorteil ist der stabile Empfang unter schwierigen Bedingungen – etwa in Kellern oder unterirdischen Messstellen – durch Nutzung der bestehenden Mobilfunkinfrastruktur. Dadurch entfällt die Notwendigkeit, in dünn besiedelten Gebieten ein eigenes LoRaWAN-Netz aufzubauen.
Ein hybrides System aus LoRaWAN und NB-IoT schafft ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Autonomie und Zuverlässigkeit. Die Mehrheit der Geräte kann über LoRaWAN kommunizieren, während weiter entfernte oder abgeschirmte Messpunkte automatisch auf NB-IoT umschalten. Besonders für Kommunen und große Projektentwickler ist das ideal, da sich so sowohl dicht besiedelte Stadtteile als auch abgelegene Infrastrukturobjekte – etwa Pumpstationen, Heizwerke oder Brunnen – zuverlässig vernetzen lassen.
Welche Strategie passt? Aufgaben und Bedingungen bewerten
Die Wahl der richtigen Technologie-Kombination hängt von vielen Faktoren ab: Bebauungsdichte, Funkstörungen, Datenmengen und Energieanforderungen. Bei Neubauten und großen Wohnanlagen lohnt es sich, von Anfang an eine multiprotokollfähige Infrastruktur einzuplanen, bei der jede Technologie ihre spezifische Rolle spielt.
Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) können mit hybriden Lösungen ihre Kosten optimieren – zum Beispiel LoRaWAN für Verbrauchsdatenerfassung und Zigbee für interne Gebäudeautomatisierung. Kommunen profitieren ihrerseits von der Skalierbarkeit und Flexibilität solcher Systeme, da sie weniger stark von einem einzelnen Anbieter oder Netztyp abhängig sind.
Das Internet der Dinge entwickelt sich in Richtung Interoperabilität und Anpassungsfähigkeit. Hybride Systeme erhöhen die Ausfallsicherheit, senken Betriebskosten und ermöglichen eine schnelle Reaktion auf Veränderungen im städtischen Umfeld. Energieversorger, Bauträger und Hausverwaltungen sollten daher schon heute hybride Netzarchitekturen in ihre Projekte einplanen.
LoRaWAN bleibt das Rückgrat dieser Infrastruktur, doch seine wahre Stärke liegt in der intelligenten Kombination mit anderen Technologien. Nur so lassen sich zuverlässige, wirtschaftliche und wirklich smarte Systeme realisieren – bereit für die Herausforderungen von morgen.